Wie bei allen Pflanzen ist auch das Leben der Orchideen von einem Wechsel aus Wachstums- und Ruheperioden geprägt. Wer seine Pflanzen jedes Jahr zum Blühen bringen möchte, sollte dieses "Kontrastprogramm" genau kennen. Denn die Bedürfnisse der Orchideen sind je nach Phase recht unterschiedlich.
März:
Für die meisten Orchideen beginnt die Zeit des Wachstums und damit steigt auch der Nährstoffbedarf. Sie sollten dem Gießwasser nun alle 2-3 Wochen wieder eine geringe Konzentration Dünger zusetzen. Auch die Wassergaben müssen gesteigert werden. Orchideen die wachsen und nicht mehr blühen können jetzt umgetopft werden. Die beste Zeit dafür ist gekommen, wenn die Wurzeln Wachstum zeigen. Vorsicht ist geboten, wenn die Sonne direkt auf die Orchideen scheint. Auch wenn die Pflanzen das im letzten Jahr vertragen haben, am Anfang des Frühlings müssen sie langsam an Sonnenlicht gewöhnt werden. Denken Sie besonders an diesen Punkt, wenn Sie Orchideen jetzt an ein anderes Fenster stellen. Besonders wichtig ist es jetzt, auf Spinnmilben und andere saugende Insekten zu achten. Durch die höheren Temperaturen werden diese im Frühling wieder aktiv. Außerdem sind Orchideen durch den lichtarmen Winter geschwächt und deshalb besonders anfällig.
Nun ist auch die beste Zeit gekommen, um evt. gewachsene Kindel (z.B. an Phalaenopsis) von der Mutterpflanze zu trennen und einzutopfen. Insgesamt ist der Frühling eine arbeitsreiche Zeit für Orchideenfreunde.
Kalthaus:
10 - 14 °C
Temperiertes Haus:
16 - 20 °C
Warmhaus:
20 - 25 °C
April:
Die Frühjahrsblüher unter den Orchideen stehen nun in voller Blüte, andere Orchideen wachsen kräftig. Sind die Jahrestriebe dieser Orchideen ca. 1/4 so groß wie die alten Triebe, können sie meist umgetopft werden. Auch hier ist das Wurzelwachstum ausschlaggebend für den Erfolg. Die Pflanzen sollten am Tag zuvor kräftig gegossen werden. Nach dem Umtopfen ist das Gießen für 3-5 Tage ganz einzustellen. Das beugt einer Fäulnis im Wurzelbereich vor.
Alle Orchideen können vormittags regelmäßig leicht eingesprüht werden. Sonnenempfindliche Orchideen wie z.B. Phalaenopsis müssen nun unbedingt vor der Mittagssonne geschützt werden. Zwar sollte man es vermeiden, Orchideen jede Woche an einen anderen Platz zu stellen, zweimal im Jahr vertragen die Pflanzen einen Umzug jedoch sehr gut. Auch Düngergaben können weiter gesteigert werden, wenn Wachstum zu beobachten ist. Bei besonders salzempfindlichen Orchideen darf selbst Orchideendünger nur halb so stark dosiert werden, wie es auf der Packung vermerkt ist.
Kalthaus:
8 - 12 °C
Temperiertes Haus:
15 - 18 °C
Warmhaus:
20 - 25 °C
Mai:
Nach den Eisheiligen sehnen sich viele Orchideen nach einem Aufenthalt im Freien. Dies kann ein heller Balkon sein, aber auch ein geschützter Platz im Garten (z.B. in einem Obstbaum) eignet sich für die Unterbringung von Orchideen. Ideal ist ein Platz, der den Orchideen Luftfeuchte bietet. Nur die in der folgenden Liste aufgeführten Arten sind "Stubenhocker" und dürfen nicht im Freien kultiviert werden:
Aerangis
Angraecum
Bulbophyllum
Dendrobium phalaenopsis
Doritis
Dracula
Paphiopedilum (nur die geflecktlaubigen Arten)
Phalaenopsis
Auch im Mai sollte man noch daran denken, die Pflanzen langsam an direkte Morgen- oder Abendsonne zu gewöhnen, sonst können sie leicht verbrennen.
Kalthaus:
11 - 14 °C
Temperiertes Haus:
18 - 21 °C
Warmhaus:
20 - 25 °C
Juni und Juli:
Diese Monate werden von drei Pflegemaßnahmen besonders beherrscht: lüften, gießen und düngen. Im Juni und Juli kann es tagsüber für Orchideen bereits bedenklich heiß werden. Deshalb ist die intensive Belüftung der Kulturräume ab sofort besonders wichtig. Kalthaus-Orchideen wie z.B. Coelogyne cristata sollten einen kühlen Platz bekommen (Garten oder Schlafzimmer), aber auch für alle anderen Orchideen ist Frischluft ein wichtiger Gesundheitsfaktor.
Pflanzen die draußen stehen, müssen auf Blattläuse, Schnecken, Schildläuse und anderes Ungeziefer kontrolliert werden, sie sind die größten Feinde in dieser Zeit. Auf der Fensterbank ist weiter z.B. auf Spinnmilben, Thripse und Schildläuse zu achten. Alle Orchideen brauchen nun viel Wasser, das jedoch sofort wieder abfließen muß. Und auch an eine Düngergabe sollte regelmäßig gedacht werden. Die Pflanzen können im Sommer jeden Tag einmal leicht besprüht werden. Der Morgen ist dafür die beste Zeit, nicht jedoch die Mittagszeit, da es sonst leicht zu Verbrennungen auf den Blättern kommt. Ein Sonnenschutz ist vor allen in der Mittagszeit unabdingbar für fast alle Orchideen.
Kalthaus:
12 - 15 °C
Temperiertes Haus:
18 - 21 °C
Warmhaus:
20 - 28 °C
August:
Der Hochsommer hat begonnen und mit ihm die heißeste Zeit des Jahres. Ist es Ihnen nicht möglich die kühl zu haltenden Orchideen im Freien zu kultivieren, sollten sie möglichst häufig (auch in der Nacht) am offenen Fenster stehen. Odontoglossum-Arten z.B. stellen bei zu hohen Temperaturen ihr Wachstum ein. Wasser und Dünger sollten wie in den beiden Vormonaten auf hohem Niveau gegeben werden. Bei den nun häufig auftretenden Gewittern sind für die draußen wachsenden Orchideen besondere Schutzmaßnahmen zu treffen. Zu starke Niederschläge und Sturm können die Pflanzen beschädigen. Entweder man holt die Orchideen zuvor ins Haus, oder man stellt sie unter ein Vordach. Ein Baum bietet nicht immer genug Schutz bei Unwettern. Allgemein sind die Sommermonate eine eher blütenarme Zeit. Folgende Temperaturmittelwerte sollten eingehalten werden:
Kalthaus:
15 - 20 °C
Temperiertes Haus:
20 - 24 °C
Warmhaus:
20 - 30 °C
September:
Die Tage werden wieder kürzer, besonders in den Nächten kann es kühl werden. Zeit also, empfindliche Orchideen in der Mitte dieses Monats ins Treibhaus oder auf die Fensterbank zurückzuholen. Orchideen die kühl zu pflegen sind (z.B. viele Masdevallia Arten, Dendrobium nobile), können diesen Monat noch im Freien verbringen, wenn die Nächte frostfrei sind. Vor der Unterbringung im Haus ist eine gründliche Schädlingskontrolle der Pflanzen nötig. Überprüfen Sie dabei nicht nur die Blätter der Orchideen, sondern auch den Wurzelbereich. Viele Schädlinge, die sich im Topfballen aufhalten, treten zu Tage, wenn Sie die Pflanze gießen. Stellen Sie Schädlinge fest behandeln Sie die Pflanze, noch bevor Sie sie neben andere Orchideen stellen, um eine Übertragung zu verhindern. Sehr sonnenhungrige Orchideen wie z.B. Vanda oder Cattleya können ab Mitte September wieder die volle Sonne genießen; Sonnenschäden sind bei diesen Gattungen nicht mehr zu erwarten.
Der beginnende Herbst bietet bei vielen Orchideen noch einmal die Möglichkeit, Orchideen umzutopfen. Die blütenarme Zeit ist nun vorbei, einige Arten setzen mit abnehmenden Temperaturen Blüten an. Die Düngergaben müssen bei den meisten Orchideen schon am Ende dieses Monats reduziert werden. Orchideen mit einer ausgeprägten Ruhephase wie z.B. Dendrobium nobile sollten nach Abschluß des Wachstums gar nicht mehr gedüngt werden. Die Gießwassermengen sind den sinkenden Temperaturen anzupassen:
Kalthaus:
10 - 14 °C
Temperiertes Haus:
16 - 20 °C
Warmhaus:
19 - 24 °C
Oktober:
Spätestens Ende Oktober wird es auch für die kühl zu haltenden Orchideen Zeit, ins Haus zurückzukehren. Für viele Arten beginnt jetzt die Vorbereitung auf die Blüte. Dabei kann es vorkommen, das vermehrt alte Blätter gelb werden. Auch der beginnende Lichtmangel kann ein Grund dafür sein, dass Blätter abfallen. Wer seine Orchideen im Sommer vor zu großer Sonneneinstrahlung geschützt hat, kann diese Ende Oktober beruhigt wieder der vollen Sonne aussetzen. Zwar sollte man es vermeiden, Orchideen jede Woche an einen anderen Platz zu stellen, zweimal im Jahr vertragen die Pflanzen einen Umzug jedoch sehr gut. Auf diese Weise läßt sich der Lichtmangel der nun folgenden Jahreszeiten ausgleichen. Die Dünger- und Wassergaben sind weiter zu reduzieren und damit den sinkenden Temperaturen anzupassen. Folgende Temperaturmittelwerte gelten für den Oktober:
Kalthaus:
9 - 13 °C
Temperiertes Haus:
16 - 20 °C
Warmhaus:
19 - 24 °C
November:
Viele Orchideen beginnen jetzt mit ihrer Ruhezeit. Die Wassergaben bei Orchideen mit Ruhezeit müssen weiter reduziert werden, gleiches gilt für den Dünger. Je weniger Wachstum die Orchidee zeigt, desto weniger brauchen sie von beidem. Orchideen ohne Ruhezeit (z.B. Phalaenopsis) sollten warm stehen und brauchen natürlich mehr Wasser. Zu Beginn der Heizperiode muß wieder verstärkt auf Spinnmilben geachtet werden, dann ist auch oft eine Anhebung der Luftfeuchtigkeit nötig. An den wenigen sonnigen Tagen sollte man die Gelegenheit zum Lüften nutzten. Der Monat eignet sich auch, um den Blähton in Befeuchtungswannen oder Übertöpfen auszutauschen, Unkraut zu entfernen und Reinigungsarbeiten durchzuführen. Um das wenige Licht, das die folgenden Monate bieten optimal zu nutzen, sollten auch die Fenster geputzt werden. Umtopfarbeiten sollten jedoch bis zum Frühjahr warten, wenn nicht zwingende Gründe (z.B. Schädlinge im Topfbereich) dafür sprechen. Die Temperaturen bewegen sich in folgenden Bereichen:
Kalthaus:
8 - 12 °C
Temperiertes Haus:
15 - 18 °C
Warmhaus:
18 - 24 °C
Dezember:
Im Dezember bedanken sich viele Orchideen für eine gute Pflege mit vielen Blüten. Er ist aber auch der von den Lichtverhältnissen problematischste Monat. Besonders die lichthungrigen Orchideen sollten jetzt im vollen Licht stehen. Bei Lichtmangel werfen einige Orchideen ihre Blüten ab, bevor sie aufgehen. Hier hilft ein hellerer Standort oder Kunstlicht. Pflanzen die sich in der Ruhezeit befinden, dürfen nur wenig Wasser und keinen Dünger bekommen.
Besonderes die Luftfeuchtigkeit sollte weiterhin kontrollieren. Wasserschalen erhöhen diese geringfügig. Wirksamer, aber auch teurer, sind Luftbefeuchter.
Die Temperaturen erreichen jetzt ihr Jahresminimum:
Kalthaus:
8 - 12 °C
Temperiertes Haus:
15 - 18 °C
Warmhaus:
18 - 24 °C
Januar:
Durch die anhaltende Dunkelheit und die niedrigen Temperaturen ruhen oder blühen die meisten Orchideen auch in diesem Monat. Entsprechend darf höchstens einmal im Monat gedüngt werden. Die Wassergaben werden den niedrigen Temperaturen angepaßt. Orchideen, die auch im Januar recht warm stehen müssen, brauchen natürlich mehr Wasser als die, die in einem kalten Wintergarten stehen. Orchideen mit sehr ausgeprägter Ruhezeit (wie z.B. Dendrobium nobile) werden weder gedüngt noch gegossen.
Die Orchideen dürfen in dieser dunklen Zeit möglichst nicht angesprüht werden, sonst kommt es leicht zur Fäulnis. Wenn die Luftfeuchtigkeit sehr niedrig ist und auf ein Sprühen nicht verzichtet werden kann, sollte dies möglichst am späten Vormittag erfolgen. Auch werden die Blätter bei zu tiefen Temperaturen (z.B. durch Pilze) fleckig, wenn größere Tropfen längere Zeit auf ihnen liegen bleiben. Besser ist eine Anhebung der Luftfeuchtigkeit mit Fensterbankschalen oder Luftbefeuchtern. Besondere Vorsicht ist auch geboten, wenn Wasser im Herzen oder zwischen den Blättern stehen bleibt, da es leicht zur Fäulnis kommt. Solche Wasserreste lassen sich leicht mit einem Papiertuch aufnehmen. Trotz der tiefen Temperaturen sollte man auf regelmäßiges Lüften nicht verzichten, sonst breiten sich ebenfalls leicht Pilze und Bakterien aus. In diesem sehr kalten Monat müssen die nächtlichen Temperaturen in der Nähe der Orchideen genau beobachtet werden. Folgende Werte sollen eingehalten werden:
Kalthaus:
5 - 12 °C
Temperiertes Haus:
15 - 18 °C
Warmhaus:
18 - 24 °C
Februar:
Die Hauptblütezeit der Orchideen setzt sich auch in diesem Monat fort. Aufgrund dieser Tatsache finden jetzt die meisten Ausstellungen und Aktionen in Gartencentern statt. Klimatisch unterscheidet sich der Monat kaum vom Januar, deshalb gelten die beschriebenen Vorsichtsmaßnahmen auch für diesen Monat. Zum Ende des Monats gewinnt die Sonne wieder an Kraft, die Tage werden länger. Manche Orchideen honorieren das mit beginnendem Wachstum. In diesem Fall sind die Wasser- und Düngergaben langsam zu steigern. Schönes Wetter sollte immer zum Lüften genutzt werden, das ist der beste Schutz gegen Bakterien, Pilze und andere Schädlinge. Das Gießwasser sollte mindestens Umgebungstemperatur haben. Handwarmes Wasser wird von den Pflanzen ebenfalls sehr gut angenommen. Orchideen die mit ihrem Wachstum bereits im Winter begonnen haben, können oft gegen Ende des Monats bereits umgetopft werden, wenn dies nötig ist.
Kalthaus:
9 - 13 °C
Temperiertes Haus:
16 - 18 °C
Warmhaus:
19 - 24 °C